Walter Moers ist einer der bekanntesten Autoren der deutschen Comicszene. Mit seinem unverwechselbaren Stil bewegt er sich zwischen politischer Satire, dunklem Humor und fantastischer Erzählkunst. Die aktuelle Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt widmet sich seinem vielschichtigen Werk – von den vulgären Comics des Pinguins über das Kleine Arschloch bis hin zu den bildgewaltigen Geschichten Zamoniens.

Klein, aber fein
Schon vor dem Betreten des Museums erhascht man einen vielversprechenden Blick auf Moers Karikatur des berühmten Bildes von Roy Lichtenstein. Ein treffender Vorgeschmack für die restliche Ausstellung! Das Caricatura Museum ist kein großes Ausstellungshaus, doch die Präsentation nutzt den vorhandenen Raum geschickt. Im Zentrum stehen Originalzeichnungen, Skizzen und Comics von Moers, die seine künstlerische Entwicklung und seine Bandbreite sichtbar machen. Wer nur seine „13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ kennt, wird überrascht sein, wie radikal und provokant seine frühen Comics in der TITANIC waren. Figuren wie das Kleine Arschloch oder Adolf, die Nazi-Sau sind politisch unkorrekt wie eh und je und beweisen, dass Moers nie vor Tabubrüchen zurückschreckte. Gleichzeitig nimmt die Ausstellung seine fantastische Seite ernst: Zamonien mit seinen skurrilen Kreaturen und dichten Erzählwelten ist ebenso vertreten.

Dabei liegt der Fokus klar auf der Flachware: handgezeichnete Illustrationen und Comicstrips dominieren das Bild. Ergänzt wird das Ganze durch dreidimensionale Figuren der Kreaturen aus Zamonien und kurze Animationsfilme, mit Szenen aus „Der Pinguin“ und „Adolf, die Nazi-Sau“, die Moers’ satirische Schärfe auf bewegten Bildern verdeutlichen.

„Wissen ist Nacht“ – Prof. Nachtigaller
Die Präsentation wirkt durchdacht und stimmig. Schwarze Wände mit pfiffigen Zitaten aus Moers’ Werken geben der Ausstellung eine besondere Atmosphäre – teils bissig, teils absurd, aber immer passend zum behandelten Comic. Die Zitate an den Wänden wie auch die Überschriften helfen den Besucher:innen bei der Orientierung und deuten an, mit welcher Comic- oder Bücherreihe man es gerade zu tun hat. Kleine Texte liefern Hintergrundinformationen zu Moers Leben und Schaffen oder erläutern die gezeigten Zeichnungen. Dadurch werden auch Besucher:innen, die nicht mit all seinen Werken vertraut sind, abgeholt. Die minimalistische Gestaltung lenkt den Fokus jedoch nicht von den Zeichnungen ab, wodurch Moers’ detailreiche Grafik und raffinierte Sprache besonders zur Geltung kommen.

Fazit: Eine gelungene Würdigung eines Ausnahmekünstlers
Die Ausstellung ist eine kompakte, aber gut kuratierte Hommage an Walter Moers. Durch die Kombination aus Flachware, Filmausschnitten und Figuren entsteht keine Eintönigkeit. Das Museumsteam schafft es, Moers Vielseitigkeit aufzuzeigen. Kaum zu glauben, dass der Erschaffer von fantastischen Kreaturen wie den Bolloggs, Horchlingen und Zwergpiraten auch der Schöpfer des anrüchigen Kleinen Arschlochs ist. Ein Widerspruch, den die Ausstellung gleichzeitig zu untermauern wie aufzulösen versteht. Wer sich für Satire, Karikatur und fantastische Literatur interessiert, sollte sich diese Ausstellung nicht entgehen lassen – nur die Kinder sollte man zuhause lassen.
Caricatura Museum Frankfurt (CMF), Ausstellung „Die Komische Kunst des Walter Moers“, 1. Februar – 15. Juni 2025
Kuratierung:
Christine Vogt (Ludwiggalerie Schloss Oberhausen), Martin Sonntag, Stefanie Rohde


















