Das Salzburger Weihnachtsmuseum – von Janna Kaufmann

Weihnachten – das wohl schönste Fest des Jahres. Wer möchte nicht gerne in die Weihnachtswelt eintauchen und in harmonischer Stimmung verweilen? Im Salzburger Weihnachtsmuseum ist das möglich. Ein Museum, das Kindheitserinnerungen weckt und die Besuchenden in den magischen Bann der Advents- und Weihnachtszeit zieht.

Fotos: Ewald Ehtreiber, 2023, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Das Salzburger Weihnachtsmuseum wurde am 6. Dezember 2014 eröffnet und befindet sich am Mozartplatz im historischen Zentrum Salzburgs. Es ist weitgehend privat finanziert und beherbergt eine eindrucksvolle Sammlung, die Ursula Kloiber innerhalb von fast 40 Jahren zusammenstellte. Die Objekte stammen aus dem Zeitraum von 1840 bis 1940 und präsentieren somit 100 Jahre Advents- und Weihnachtsgeschichte im deutschsprachigen Raum. Diese in Europa einzigartige kulturhistorische Sammlung wurde bereits im Jahr 2000 im Bayerischen Nationalmuseum in München ausgestellt. Heute kann sie von Menschen aus aller Welt im Salzburger Weihnachtsmuseum bewundert werden.

Das Museum betritt der Besuchende über den Museumsshop. Auf diese Weise können sich nicht nur Museumsgäste, sondern auch Touristen an den weihnachtlichen Souvenirs erfreuen. Es wird unter anderem Weihnachtsschmuck angeboten, der von Christbaumkugeln über kleine Figürchen bis hin zu Schneekugeln reicht. Über eine Treppe gelangt man schließlich zur Ausstellung, die sich in zwei Teile gliedert. Der erste Teil befasst sich mit der Adventszeit, wohingegen der zweite Teil allmählich zum Weihnachtsfest hinführt.

Betritt man den ersten Ausstellungsteil, wird man von gedimmtem, warmem Licht und weihnachtlicher Hintergrundmusik empfangen. Durch die dunkle Gestaltung des Raumes mit tiefblauer Wandfarbe und dunkelbraunem Boden kommen die indirekt beleuchteten Objekte gut zur Geltung. Insgesamt wirkt der Raum gemütlich und einladend.

Die einzelnen Ausstellungseinheiten werden jeweils durch einen Wandtext eingeleitet, der sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfasst ist. Diese einführenden Informationen werden darüber hinaus auf gestalterischer Ebene unterstrichen. So widmet sich beispielsweise der erste Bereich dem Thema Adventskalender. Hier erfahren die Besuchenden etwas über die Entstehung und Weiterentwicklung des Adventskalenders im
Laufe der Zeit. Passend dazu ist die rechte und linke Wand wie ein Adventskalender gestaltet. Hinter jedem Türchen verbirgt sich ein anderer Kalender – vom ältesten, bisher bekannten Adventskalender in Form einer Weihnachtsuhr aus dem Jahr 1902 bis hin zum ersten Türchen-Kalender aus dem Jahr 1920.

Der nächste Abschnitt befasst sich mit einer jahrelangen Tradition – dem Schreiben eines Briefes ans Christkind. Dabei schreibt jedes Kind seinen persönlichen Wunschzettel und legt diesen auf die Fensterbank. Sobald das Christkind diesen abgeholt hat, beginnt die Zeit des Wartens und Hoffens. In einer großen Vitrine in der Mitte des Raumes werden neben Briefen ans Christkind auch zahlreiche Klappkarten und ein weihnachtlicher Deckenleuchter ausgestellt. Um die Vitrine herum befinden sich außerdem ausziehbare Schubladen, in denen sich weitere einzigartige, handgeschriebene Wunschzettel verbergen.

Was in der Adventszeit ebenfalls nicht fehlen darf, sind Weihnachtsmärkte. Sie schaffen es jedes Jahr aufs Neue, Weihnachtsstimmung zu verbreiten und eine zauberhafte Atmosphäre zu kreieren. Bereits seit dem Mittelalter werden auf Weihnachtsmärkten Waren wie Gebäck, Spielzeug oder Baumschmuck angeboten. Diese Vielfalt wird in einer weiteren Ausstellungseinheit durch kleinformatige Weihnachtsstände illustriert. Die detailreiche Gestaltung lässt die Besuchenden in eine verschneite, abendlich wirkende Szenerie eintauchen, die Erinnerungen an die eigenen Marktbesuche wach werden lässt.

Zweiter Teil der Ausstellung

Nach einer ersten Einstimmung in die Vorweihnachtszeit führen im zweiten Teil weitere Themenbereiche allmählich zum Weihnachtsfest hin. Beim Betreten dieses Ausstellungsteils ertönt ebenfalls weihnachtliche Hintergrundmusik, sodass eine Verbindung zwischen den beiden Teilen der Ausstellung hergestellt wird. Auch in Bezug auf die Gestaltung lassen sich Parallelen wiederfinden, wie die überwiegend dunkle Raumgestaltung und die indirekte Beleuchtung der Exponate.
Zu Beginn wird auf das Nikolausfest eingegangen, bei dem Kinder am 6. Dezember vom Nikolaus und seinem Begleiter besucht werden. Letzterer ist je nach Region allerdings unter verschiedenen Namen bekannt. So ist beispielsweise in Nord- und Mitteldeutschland von Knecht Ruprecht die Rede, wohingegen in Österreich von Krampus gesprochen wird. Doch nicht nur in Hinblick auf seinen Namen, sondern auch bezüglich seiner Gestalt gibt es Variationen. Anfangs wird Krampus, der als bestrafende Autorität auftritt, vor allem düster und angsteinflößend dargestellt. Dies veränderte sich jedoch im Laufe der Zeit. In der Ausstellungseinheit sind verschiedene Krampus- und Nikolausfiguren zu betrachten, ebenso wie die bekannten Krampus-Masken. Gestalterisch zeichnet sich dieser Abschnitt durch den Einsatz von roten und schwarzen Elementen aus – die typischen Farben von Nikolaus und Krampus.

Mit dem Nikolaustag, an dem sich brave Kinder über Äpfel, Nüsse und Lebkuchen freuen können, beginnt der Brauch, weihnachtliches Gebäck zu verschenken. Was wäre die Adventszeit auch ohne Plätzchen und Süßigkeiten? In dieser besonderen Zeit des Jahres kommen Ausstech- und Schokoladenformen sowie Holzmodeln zum Einsatz. Diese und weitere Backformen können im nächsten Bereich entdeckt werden. Dabei wurde eine Wand gestaltet, deren Hintergrund einer Küchenplatte aus Holz ähnelt. Aus dieser Wand ragen verschiedene Ausstechformen, wodurch der Eindruck entsteht, die Förmchen würden auf einer Küchenplatte liegen – wie beim Plätzchenbacken. In diesen Ausstechformen verbergen sich die ausgestellten Backformen. Außerdem sind handgeschriebene Rezepte auf der Wand zu sehen, wie sie in einem Backbuch gestanden haben könnten.

Themenbereich Backen. Foto: Janna Kaufmann, 2023.

In den folgenden drei Einheiten wird der Fokus auf den Weihnachts- und Christbaumschmuck gelegt. Zunächst taucht man in eine verschneite Waldlandschaft ein – in die Welt des Erzgebirges. Als ein wichtiges Zentrum der Herstellung von Weihnachtsschmuck können sich die Besuchenden auf eine Vielfalt freuen, die von Räuchermännern über Nussknacker bis hin zu Weihnachtspyramiden reicht. Der Schmuck aus dem Erzgebirge steht vor allem für eines: traditionelles Handwerk und hochwertige Qualität. So verwundert es nicht, dass auch heute noch Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge zahlreiche Wohnzimmer und Christbäume schmückt.

In einem weiteren Bereich ist auf der rechten Seite eine große Vitrine zu sehen, in der sich unzählige Objekte wie Tannenbäume, Weihnachtsmannfiguren und Schlitten befinden. Gegenüber, auf der linken Seite, befinden sich zwei weitere Vitrinen. Diese werden durch den Eingang zu einem kleinen Ausstellungsraum, der sich mit Künstlerpostkarten der Wiener Werkstätte beschäftigt, sowohl räumlich als auch inhaltlich getrennt. Denn die rechte der beiden Vitrinen zeigt aus Papier gefaltete Krippen in verschiedenen Größen. Dahingegen wird in der linken Vitrine Bezug auf den Ersten Weltkrieg genommen. Es werden Postkarten mit Kriegsmotiven, aber auch ein Tannenbaum mit Kriegsweihnachtsschmuck ausgestellt. Alle drei Vitrinen sind von einem goldenen Rand umgeben, sodass sie hell und freudig wirken. Bezüglich der zuletzt beschriebenen Vitrine wird dadurch der Eindruck erweckt, dass in den Anfangsjahren der Krieg ebenfalls als etwas Glanzvolles dargestellt wurde. Daran wird ersichtlich, dass sich äußere Umstände und vor allem die politische Lage sogar auf die Gestaltung des Weihnachtsfestes auswirken können.

Doch auch wirtschaftliche Gegebenheiten hatten Auswirkungen auf den Weihnachtsschmuck. Mit der industriellen Herstellung und der Verwendung unterschiedlicher Materialien kommt es schon bald zu einer bunten Vielfalt. Von Anhängern aus Holz oder Glas bis hin zu elektrischer Christbaumbeleuchtung lässt sich einiges entdecken. Diese Fülle verdeutlicht, wie bedeutsam das Weihnachtsfest und insbesondere der Christbaum ist, der vor allem am Weihnachtsabend etwas Besonderes ausstrahlt. Dies wird den Besuchenden eindrucksvoll vor Augen geführt. Am Ende des Ganges werden sie in einen kleinen, verdunkelten Raum geführt, der rundum mit Spiegeln ausgestattet ist. In der Mitte steht ein prächtig geschmückter Baum, der sich langsam um sich selbst dreht. Er spiegelt sich in allen Seiten wieder und erfüllt den Raum mit einer weihnachtlichen Stimmung. Es wird eine magische Atmosphäre kreiert, die zum Verweilen und zur Besinnung einlädt.

Fotos: Janna Kaufmann 2023

Eine weitere Besonderheit ist das rekonstruierte Weihnachtszimmer, das mit originalen Möbeln, Weihnachtsrequisiten und Spielsachen gestaltet wurde. Wie ein Kind lugt man durch das Fenster, um den wundervoll geschmückten Raum bestaunen zu können. Der ein oder andere mag sich bei diesem Anblick an seine Kindheit zurückerinnern und inne halten, um diesen nostalgischen Moment zu genießen. Dabei wäre es interessant gewesen, die Hintergründe zu erfahren, die zu genau dieser Einrichtung des Zimmers geführt haben.

Das Weihnachtszimmer. Foto: Janna Kaufmann, 2023.

Die Besuchenden sind nun am Ende der Ausstellung und thematisch auch am Ende des Jahres angekommen. In einer letzten Einheit wird ein abschließender Blick auf den letzten Tag im Jahr geworfen. Mit Silvester wird nicht nur das Feuerwerk, sondern auch das Verschenken von Glücksbringern verbunden. In einer Vitrine sind unter anderem Schornsteinfegerfiguren oder auch kleine Glücksschweine zu sehen. Außerdem zeigt eine Video-Installation ein Feuerwerk in Salzburg, das man wie durch sein eigenes Wohnzimmerfenster aus bestaunen kann.

Themenbereich Silvester. Foto: Janna Kaufmann, 2023.

Fazit
Die Ausstellung im Salzburger Weihnachtsmuseum zeichnet sich vor allem durch die detaillierte und liebevolle Gestaltung jedes einzelnen Themenbereiches aus. Die Ausstellungseinheiten sind durch die immer wiederkehrenden einführenden Wandtexte und auch mithilfe gestalterischer Elemente klar strukturiert. Dank der thematischen Vielfalt wird ein Gesamtüberblick über die Entstehung und Weiterentwicklung von Bräuchen und Traditionen in der Advents- und Weihnachtszeit gegeben.
Dabei wird allerdings kaum auf die Geschichte der einzelnen Objekte eingegangen. Es sind lediglich vereinzelte Objektbezeichnungen vorhanden, die sich teilweise auf mehrere Exponate gleichzeitig beziehen. Auch die Wandtexte geben vor allem einen inhaltlichen Einblick in die Thematik. So bleibt unter anderem die Frage offen, auf welche Weise die Objekte in die Sammlung von Ursula Kloiber gekommen sind.
Zudem spielt der christliche Hintergrund sowohl in der heutigen Gesellschaft als auch in der Ausstellung eine eher untergeordnete Rolle. Weihnachten wird weniger als Tag der Geburt Christi, sondern vielmehr als Familienfest dargestellt. So nimmt es eine wichtigere Rolle als das Osterfest ein, das als Fest der Auferstehung im christlichen Glauben von größerer Bedeutung ist.
Im Fokus der Ausstellung steht somit, ein stimmungsvolles Gesamtbild in einer harmonischen Atmosphäre zu kreieren. Die Besuchenden werden dazu eingeladen, sich für einen Moment dem Trubel und der Hektik des Alltags zu entziehen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Salzburger Weihnachtsmuseum

Gestaltung: Friedrich Pürstinger, Salzburg

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